Das positive Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen hat dazu beigetragen, dass sich immer mehr Schulen entschließen, mit einem jahrgangsübergreifenden Unterricht zu beginnen. Ermutigende Berichte von Lehrern, Eltern und Kindern, die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema und zuletzt die verschiedenen Hospitationen an Modellschulen haben auch uns im Schuljahr 2012/13 überzeugt, einen Neuanfang zu wagen.
Wir sind uns bewusst, dass der Flexible Schulanfang bei Eltern Unsicherheit erzeugt, da sie selbst diesbezüglich keine Erfahrungen gemacht haben. Es besteht also ein großer Informationsbedarf, dem wir mit verschiedenen Veranstaltungen im Schuljahr begegnen wollen. Diese Gründe sprechen für die Einführung:
Heterogenität als Lernchance
Der Entwicklungsstand der Kinder differiert heute bei Schuleintritt um ca. 3 Jahre, was einen gleichschrittigen Unterricht unmöglich macht und den Einsatz von herkömmlichen Methoden in Frage stellt. Dem unterschiedlichen Lernniveau der Kinder kommen wir mit einem individuellen Lernangebot entgegen, bei dem jedes Kind genau dort "abgeholt" wird, wo es gerade steht. So wird kein Kind zurückgelassen oder überfordert und es muss auch kein Kind mit Lerninhalten gelangweilt werden, die es bereits erworben hat.
Individuelle Förderung
Die Lernmotivation der Kinder wird gefördert, denn Erstklässler können von Zweitklässlern lernen. Zweitklässler erklären jüngeren Kindern den Unterrichtsstoff und vertiefen somit ihr eigenes Wissen und Können. Kinder werden beim Lernen nicht mehr gebremst sondern gefordert. Schwächere Kinder haben mehr Zeit zum Lernen, denn sie können die Klassen 1 und 2 in drei Jahren durchlaufen. Die individuelle Verweildauer von 1, 2 oder auch 3 Jahren im Flexiblen Schulanfang gesteht jedem Kind seine individuelle Lernzeit zu.
Außerdem bietet der Flexible Schulanfang die Möglichkeit, für einen 2. Einschulungs-termin im Februar, um Kindern einen optimalen Schulstart zu ermöglichen.
Miteinander und voneinander lernen
Wir haben bereits in den vergangenen Jahren jahrgangsübergreifende Projekt mit großem Erfolg angeboten. Es wurde als erleichternd empfunden, dass man auf die Einführung von Regeln weniger Zeit verwenden musste, weil ältere Kinder Regeln und Rituale als selbstverständlich vorlebten. Diese wurden dann von den jüngeren Kindern problemlos übernommen. Hier werden neben fachlichen auch überfachliche Kompetenzen entsprechend der Anforderungen der neuen Bildungsstandards vermittelt.
Rolle der Lehrerin oder des Lehrers
Die neue Hirnforschung bestätigt, dass das Lernen ein aktiver Aneignungsprozess ist, in dem das Kind handelnd und entdeckend seinen individuellen Lernprozess finden soll. Es ist wichtig, dass Kinder angeregt werden, eigene Lernwege und ein eigenes Lerntempo entwickeln. Die Lehrkraft nimmt dabei zunehmend die Rolle eines "Lerncoach" ein, der die Kinder sehr genau beobachten und kennen muss, um jedes Kind optimal im Lernprozess beraten zu können. Die Lehrkraft leitet die Lernprozesse an, wählt Anlässe und Gegenstände aus, die das Lernen sinnvoll unterstützen.
Teamarbeit
Dieses Modell erfordert intensive Absprachen und Koordination der Lehrkräfte, d.h. verstärkte Teamarbeit. Die neuen Herausforderungen, die dieses Modell, aber auch die neuen Bildungsstandards mit sich bringen, sind nur gemeinsam zu bewältigen. Teamarbeit kann jedoch auch dazu beitragen, die Anforderungen stressfreier zu bewältigen und damit zu einer höheren Schulzufriedenheit führen.
Fazit:
Vom jahrgangsübergreifendem Lernen im Flexiblen Schulanfang werden somit alle Schülerinnen und Schüler profitieren.